Von der Wahrheit und der Politik…!

Seit langem schon kämpfen wir für den Erhalt und die Umwandlung in eine Kinderkrippe des „Wichtelclubs“ in Reinbek. Hier werden zehn Kinder unter drei Jahren von zwei Erzieherinnen betreut . Alles läuft unter „Tagespflege“. Die Arbeitsbedingungen sind inakzeptabel, erst recht nach den seit Januar geltenden neuen Steuerrichtlinien.
Die Stadt Reinbek zeigt wenig Interesse an qualifizierter Kinderbetreuung und blockt alle konstruktiven Vorschläge ab. Dieses unverständliche Verhalten und unsere Argumente möchten wir nun an die Öffentlichkeit bringen, da wir sonst keine andere Handlungsmöglichkeit mehr sehen.

Mit einem öffentlichen Brief haben wir uns an alle lokalen Zeitungsredaktionen gewandt:

Sehr geehrter Herr Bärendorf,

leider sind Sie unserer Bitte um ein Gespräch nicht nachgekommen und das am 2. März stattgefundene Gespräch mit allen Beteiligten verlief recht ärgerlich. Daher sehen wir uns nun gezwungen, unser Anliegen in Form eines offenen Briefes vorzutragen.

Wir empfanden es doch als zumindest respektlos, dass Sie zu diesem Gesprächstermin völlig unvorbereitet erschienen. Wie Sie in dessen Verlauf erwähnten, hatten Sie die an Sie gerichteten Briefe noch nicht einmal gelesen. Sie wirkten desinteressiert.

Zu Ihrem Wahlkampfprogramm gehörte auch der Ausbau der Kinderbetreuungsmöglichkeiten in Reinbek.

Für uns als Reinbeker stellt sich die Frage, warum sich unsere Stadt in Nachbargemeinden Kindergartenplätze „einkauft“ oder Eltern anschreibt mit der Bitte, ihre Kinder in Hamburg in die Betreuung zu geben, anstatt das eigene Angebot weiter auszubauen. Fehlt es der Stadt Reinbek an Geldern oder an qualifiziertem Personal? Aus unserer Sicht müssen beide Fragen mit einem klaren Nein beantwortet werden. Die finanziellen Mittel müssen vorhanden sein, denn die Entsendung der Kinder z.B. nach Hamburg verursacht hohe Kosten. Qualifiziertes Personal organisiert sich schon seit Jahren in Reinbek in privaten Tagespflegeeinrichtungen. Leider wird es diesen Einrichtungen sehr schwer gemacht zu existieren.

Im Wichtelclub haben sich zwei ausgebildete Erzieherinnen zusammen gefunden, um eine Tagespflege für Kinder unter drei Jahren zu organisieren. Aus unserer Sicht eine fachlich kompetente Betreuung. Seit nunmehr sechs Jahren kämpft der Wichtelclub um Anerkennung als Kinderkrippe. Alle Aktivitäten in diesem Bereich, sei es die Suche eines Trägers oder die Begutachtung der Brandschutzmassnahmen, sind in privater Regie erfolgt. Sie Herr Bärendorf waren während der gesamten Zeit zu keinem Ortstermin anwesend. Die Brandschutzauflagen, die von Ihrer Behörde mündlich gemacht wurden, wurden ohne Angabe von den entsprechenden Paragraphen gemacht. Ein rechtlich absolut nicht tragbares Vorgehen. Der Hintergrund war, nach Begehen der Räumlichkeiten mit einem Brandsachverständigen, klar. Jede getroffene Aussage zum Thema Brandschutz war falsch und kann nicht gesetzlich begründet werden.

Die Sachlage ist anders: hier könnte die Stadt mit wenig Aufwand 10 Krippenplätze schaffen, denn es müssen kaum Umbauarbeiten vorgenommen werden.

Wir sehen in der Genehmigung einer Kinderkrippe auch keine Bevorzugung des „Wichtelclubs“. Denn andere Einrichtungen haben sich nicht um Trägerschaft bemüht oder haben aufgrund der Qualifizierung der Betreuerinnen nicht die Möglichkeit dazu.

Zurzeit arbeiten beide Erzieherinnen im Wichtelclub für einen Lohn, der auf Hartz IV – Niveau bewegt. Unserer Ansicht nach, und wir gehen davon aus, dass sie diese hier teilen, ein sehr geringer Lohn für einen Vollzeitjob mit zehn Stunden Arbeit täglich. Büro-, Renovierungs- und Reinigungsarbeiten, Wäschewaschen werden in der Freizeit erledigt- komplett durch die Erzieherinnen. Im Krankheitsfall ist eine Sicherstellung der Betreuung durch Aushilfen finanziell nicht zu bewerkstelligen, wenn man sich auf legalem Niveau bewegen möchte. Auch das Angebot des Reinbeker Rathauses, die Gehälter aufzustocken hinterlässt einen bitteren Geschmack. Immerhin sollen dann die Elternbeiträge auf über 800 Euro für einen Ganztagesplatz angehoben werden.

Wir sprechen uns aus für bezahlbare Betreuung in hoher Qualität und zumutbare Arbeitsbedingungen für die Erzieherinnen – was der Qualität wieder zuträglich sein wird.

Für Kinder über drei Jahren gibt es seit Jahren ein Streben nach mehr Qualität. Bei den ganz Kleinen soll jedoch gespart werden wo es geht – da fehlt uns das Verständnis.

Bundespolitisch ist immer mehr die Rede davon, junge Familien zu entlasten und ein breites Angebot an hochwertiger Betreuung zu schaffen – Stichwort Pisa-Studie. Die Politik, die Sie betreiben lässt wenig davon erkennen.

Aus unserer Sicht geht es bei solchen Entscheidungsverfahren nur ums Geld. Die Interessen der Bürger und erst recht der Kinder werden hier nicht in den Vordergrund gestellt. Sicherlich können Sie sich vorstellen, was es für eine Familie bedeutet, wenn die Betreuungssätze angehoben werden, so wie das Reinbeker Rathaus dies vorgeschlagen hat. Viele Eltern werden dann gezwungen, den Beruf aufzugeben. Fragt sich, was die öffentliche Hand am Ende teurer zu stehen kommt.

Der eigentliche Fokus muss auf den Kindern liegen, die sich in an die Gruppe und die Erzieherinnen gewöhnt haben und sich sichtlich wohl dort fühlen. Ein besseres Bild dieser lebhaften Gemeinschaft könnten Sie sich bei einem Ortstermin machen.

Sicher hätte sich ein interessantes Gespräch zwischen uns entwickeln können, in dem noch viele Punkte auf die Tagesordnung gekommen wären. Leider schien dies nicht in Ihrem Interesse zu liegen.

Wir befassen uns zur Zeit mit dem Gedanken, Eltern in ähnlicher Situation an einen Tisch zu bringen, um die Möglichkeiten einer Bürgerinitiative oder einer ähnlichen Interessengemeinschaft zu evaluieren. Ein vielleicht wichtiger Schritt auch mit Blick auf das Wahljahr 2009.

Mit freundlichen Grüßen

Anne und Sebastian David

Im Namen der Wichtelclub-Eltern

Aktualisiert am 7. März 2009
Kategorie Ärgerlich

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