Meine Gedanken auf dem Deich – Ich könnte schreien.

Die erste Testfahrt mit meinen Eigenbau BellyBeast BellyBeast steht auf dem Zettel. Plan: 60 km über den Deich und ein wenig Tempo machen. Tempo ist relativ, da ich am Mittwoch ein Muttermal entfernt bekommen habe und die Naht noch frisch ist – außerdem habe ich für eine Woche Sportverbot – mich kümmert es wenig. Samstags – Bestes Wetter – Ich zu Hause mit den Kindern weil meine Frau auf einer Fortbildung ist!
Nächste Hoffnung Sonntag. Direkt nach dem Familienfrühstück ging es los. Die ersten 18 km bis zur Tatenberger Schleuse lief alles klasse. Das BellyBeast lief wie eine Eins, das einzige Geräusch war der Wind, kein Knacken oder Rattern – Nichts! Fahrspaß pur.
Beim Überfahren der Schleusenbrücke sah ich hinter mir aus der Seitenstraße einen Radfahrer kommen, ganz in rot. Ich dachte mir: „Entweder der lässt abreißen oder er fährt vorbei.“ Falsch gedacht: Der hat sich hinten an mein Hinterrad gehängt. Na gut habe ich mir gesagt, dann mal los. Ein wenig die Trittfrequenz erhöht und Speed gemacht, und das alles mit Gegenwind! Und er? – weiter an meinem Hinterrad, stellenweise so dicht, dass er zweimal mein Rad touchiert hat. Für mich al Triathlet kein großes Ding im Wind und allein, also weiter die Geschwindigkeit hochhalten, ab und an mal ein paar Körpersäfte zur Seite abgeben und tief in Aerohaltung über den Deich brettern.
Als ich mich dann nach ca. 25 km Führungsarbeit mal kurz aufgerichtet und etwas getrunken habe, zieht der rote Bomber an mir vorbei – ohne ein Wort zu sagen. Im Schlepptau einen weiteren Fahrer. Jetzt machen die beiden Speed. Sofort – so schnell konnte ich gar nicht reagieren – fahren sie ein kleine Lücke raus! Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen und sprinte los. Tempo 40 gegen den Wind und ziehe an den beiden Windschattenlutschern vorbei. Setze mich vor sie und halte das Tempo über 2 km sehr hoch – für mich fast am Limit.
Endlich, der Kreisel am Ende des Deiches. Jetzt biegen die meisten Radler ab, um hinter den Häusern die Rückfahrt anzutreten. Ich nicht, da ich einen alternativen Heimweg wählen kann. Endlich allein mit meinem BellyBeast habe ich mir gedacht – Nichts da! Der Rote wieder hinter mir. Immer noch in meinem Windschatten. Ich könnte echt zu viel kriegen. Hat der keine Ehre. Aber das Beste zum Schluss: Als ich nach ca. 30 km im Wind nach rechts ausscherte, um einem allzu menschlichen Bedürfnis nach zu gehen, zieht die rote Hummel an mir vorbei ohne ein Wort des Grußes oder ein Danke oder irgendwas.
Warum perforiert mich so ein Aktion? Ganz einfach: Ich finde es nicht schlimm, wenn jemand meinen Windschatten (von dem ich nicht viel habe) ausnutzt, aber nicht ungefragt. Aus meiner Sicht gehört es sich nicht, sich stumpf an das Rad eines anderen zu heften ohne zu fragen – besser noch (so wie in meinem Fall) ohne irgendein Wort zu sagen! Es ist unsportlich und unhöflich.
Ich trainieren nur mit wenigen Menschen oder im Verein. Am liebsten trainiere ich jedoch allein. Ich brauche Sport, um meine Gedanken zu sortieren und Tabula rasa in meinem Kopf zu bekommen. Hätte mich die rote Hummel gefragt, dann hätte ich sicher nicht nein gesagt. Zumindest was das Nutzen meines Windschattens angeht, aber einfach dumm dämlich das Hinterrad eines völlig Fremden auszunutzen und dann auch noch in gefährlicher Art und Weise, denn durch das dichte auffahren kann es schnell zu einem Sturz kommen. Und zwei Berührungen hatten wir immerhin schon.

Aktualisiert am 5. September 2011
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Kategorie Ärgerlich, Sportiv

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