Ein Jahr ohne Laufen.
08.März 2011. Ich ziehe zum letzten Mal auf unbestimmte Zeit meine Laufschuhe aus. Eine Woche zuvor hatte ich von meinem Orthopäden den Befund Osteochondrosis dissecans Stadium I erhalten – und als Bonus noch Unterarmgehilfen. Absolutes Laufverbot. So eine Diagnose muss erstmal verarbeitet werden. Zu dieser Zeit lag mein Wochenpensum, was mein Laufen betrifft zwischen 80 und 90 km, meine sportlichen Aktivitäten beliefen sich auf sieben bis neun Trainingseinheiten. Triathlon besteht auch aus Schwimmen und Radfahren – Mein Glück, aber dazu später mehr.
Mein gesamtes Training war auf zwei Saisonhöhepunkte ausgelegt: Den Hamburg Marathon im Mai und die Teilnahme an der olympischen Distanz beim HH-Triathlon im Juli. Mein Plan für den Marathon lag irgendwo bei 03:30. Im Februar deuteten alle Zeichen auf ein Erreichen hin.
„Du brauchst Krüken und deine Saison 2011 kannst du leider vergessen!“ so die Worte, die immer noch deutlich in meinen Ohren klingen. Das absolut Unbefriedigende an dieser Diagnose ist, dass es keinerlei Prognose gibt. Bei einem Bruch sagt man in acht bis zwölf Wochen ist alles verheilt, bei mir heißt es: Mit Geduld und Spucke verheilt die OD wieder.
Was bedeutet solch ein Befund für mich? Schock – Meinen geliebten Sport nicht mehr betreiben! Als ich mit den Unterarmgehilfen im Kofferraum nach Hause gefahren bin, hatte ich Tränen in den Augen. Es folgte eine Phase der vollkommenen Resignation. Am 28.02.2011 wurde die Diagnose gestellt und ich wollte noch meine Woche zu Ende bringen. Mehr ein Aufschieben. Meine Läufe, mit dem Wissen um mein Knie und die OD waren nicht sehr entspannt. Bei jedem Schritt der Gedanke: Was passiert jetzt in deinem Knie? Machst du nicht noch alles schlimmer? Am 08.März habe ich dann meine Laufschuhe, -hosen,
-shirts und alles andere in eine große Tasche gepackt und in meinem Kleiderschrank verstaut. Für mich ein mieses Gefühl. Dann habe ich mich mit meiner Frau zusammen gesetzt und ihr meine Gefühle und meine Optionen beschrieben.
Zurück zum Anfang: Triathlon besteht aus drei Disziplinen Schwimmen, Radfahren und Laufen – Laufen darf ich nicht, aber Radfahren und Schwimmen. Also auf diese Sportarten konzentrieren. Radfahren um die GA1 zu erhalten und Schwimmen, um Technik und Geschwindigkeit zu verbessern.
Mit dem Abstand von einem Jahr kann ich sagen, eine gute Entscheidung. Ich kann Sport treiben und das nicht zu knapp. Von einer Schwimmeinheit pro Woche habe ich mittlerweile die Umfänge auf drei gesteigert. Mein Radpensum im letzten Jahr lag bei ca. 6.000 km.
Aber wie geht es nun weiter? Nach meinem letzten MRT im Januar schlug mein Orthopäde
eine Therapie mit Hyaluronsäure. Fünf Spritzen
innerhalb von fünf Wochen direkt in das Gelenk. Kostenübernahme durch die Krankenkasse? – Natürlich nicht. Ich willigte ein. Vor meiner ersten Spritze ist mir ziemlich mulmig zumute gewesen, weil ich nicht wusste, was auf mich zukommt. Aber mein Orthopäde hat sehr gut gespritzt und ich habe nichts gemerkt.
Am 28.Februar 2012 habe ich meine fünfte und letzte Spritze bekommen. Beim Verabschieden hieß es dann: „Ich sehe Dich in drei Monaten wieder. Du kannst in 14 Tagen mit einem leichten Einstieg in das Lauftraining beginnen!“ Ich habe zweimal nachgefragt. Und zweimal die Bestätigung bekommen. Ich darf wieder laufen.
Selbst heute bekomme ich noch eine Gänsehaut, wenn ich an diese freudige Nachricht denke.
Aktualisiert am 29. Februar 2012
Stichworte: OD, Sport, Verletzung
Kategorie Sportiv