42,195….

Der Schmerz erfüllt meinen Körper, aber die Zufriedenheit ist größer. Ich habe gestern den Hamburg Marathon in meiner persönlichen Bestzeit von 03:49:55 bewältigt. Ich bin stolz, zufrieden und befinde mich gleichzeitig in einem Loch – noch kann ich nicht ganz realisieren, dass ich mir gestern einen Traum erfüllt habe und das nach einem Jahr ohne Laufen und nur sieben Wochen (davon vier gezielter) Vorbereitung.

Meine Laufeinheiten wurden im Training immer länger. Von anfänglich sechs Kilometer, bzw. 20 – 30 Wochenkilometern war ich schnell bei 60 – 70 Wochenkilometern. Irgendwann dann der verwegene Gedanke: Lauf doch in Hamburg den Marathon. Ja? Nein? Warum eigentlich nicht? Schnell war die Entscheidung gefallen: Ich laufe mit. Wie der Zufall so will wollte ein Vereinskamerad seinen Startplatz loswerden. Zufall und Glück.

Zur Vorbereitung habe ich dann noch zwei lange Läufe absolviert, beide in der von mir anvisierten Racepace von 05:24 min./km. Alles lief super. Also beste Voraussetzungen für den Wettkampf.

Meine Erinnerungen an mein Marathondebüt in Frankfurt saßen noch tief – Der Mann mit dem Hammer bei km 30. Was hatte ich damals falsch gemacht, was muss ich anders machen. Als erstes die Ernährung. Kohlenhydratmast (oder auch Carboloading), dann die Verpflegung während des Wettkampfes. Für beides hatte ich mit neue Strategien zurecht gelegt.

Carboloading. Ich bin einfach der Empfehlung der ETH Zürich gefolgt und habe mich drei Tag strikt an den Ernährungsplan gehalten. Viel getrunken und meine sportlichen Aktivitäten gegen Null gefahren.

Wettkampfernährung. Gestartet bin ich in den Tag mit zwei Scheiben Toast (Honig & Marmelade), einer Tasse Kaffee und 1/2 L Wasser. Etwa eine Stunde vor Start habe ich dann noch einen Sportlerriegel gegessen. Mein Plan während des Laufes: Vier Gels (alle 7,5 km eins) und ab Kilometer 35 einen Redbull Energy Shot für die letzten Reserven. Zusätzlich jede Wasserstation mitnehmen, die auf der Strecke liegt. Heute kann ich sagen: Ein Gel mehr wäre besser gewesen.

Am Wettkampftag war ich ungewöhnlich stark auf den Lauf fokussiert. Ich hatte früh meine Handy ausgeschaltet und meine Umwelt fast ausgeblendet. In der S-Bahn habe ich mich mit zwei Videos motiviert:

Ironman 2006 – Norman Stadler vs. Chris McCormack
The Spirit of Marathon

Der Lauf. In Hamburg schien die Sonne und die Temperatur pendelte sich so bei 13°C ein. Leider wehte ein sehr kalter Wind. In meinem Startblock habe ich – trotz der mitgebrachten Rettungsdecke – sehr gefroren. Dann endlich der Startschuss. Leider musste ich feststellen, dass ich in einem Startblock stand für eine Startzeit um 04:30 – 05:00 Stunden. Es dauert einige Kilometer bis ich in meinen Tritt kommen und meine geplante Rennpace gehen konnte. Dann lief alles gut. Laufen, laufen, laufen – und genießen! Der Hamburg Marathon ist ein Straßenfest der Oberklasse. Überall standen Menschen und feuerten die Läufer an. Teilweise hatten Familien ihr Sonntagsfrühstück auf die Straße verlegt, um den Läufern die nötige Motivation zu geben. Toll.

Leider war meine Familie bei meinen Schwiegereltern zu Besuch und konnte nicht am Streckenrand stehen. Trotzdem konnte ich immer wieder bekannte Gesichter erkennen. Mein ganz besonderer Dank geht hier an Harald (der mich nicht gesehen hat, den ich aber gesehen habe) und meine Arbeitskollegin und ihren Mann (die sich sogar an zwei Stellen positioniert hatten).

Die Kilometer flogen nur so an mir vorbei. 7,5 – Ah, ja, das erste Gel – Wie, schon 15 und das zweite Gel? In meiner geplanten Geschwindigkeit näherte ich mich der 30 Kilometer Marke. 30 km – Der Mann mit dem Hammer wartet. Oder nicht? Keine Ahnung. Kopfkino. Ausdauerwettkämpfe werden im Kopf gewonnen. Meine Strategie, um meine negativen Gedanken zu vertreiben: Mantra artig habe ich mir immer wieder gesagt: „Bei Kilometer 30 wartet der Mann mit dem Hammer, aber du lachst ihm ins Gesicht. Du hast alles richtig gemacht!“ Was soll ich schreiben: Es hat geklappt. Kein Einbruch, kein Gehen – Nichts.

Ab 28 km sehe ich immer mehr Menschen um mich herum die Gehpausen einlegen. Das möchte ich nicht. Ich will die 42,195 km am Stück laufen.

Ab Kilometer 38 wird es hart, aber nicht im Sinne von körperlichen Defiziten, nein der Kopf will einfach nicht mehr. Absolut nicht mehr. Einfach hinsetzen und gut ist. Noch 4 km laufen – ohne mich. Hier war eine Menge an mentaler Stärke gefordert, um dem Drang nicht nachzugeben.

Motivierend waren die vielen Menschen, die die Straßenränder säumten.

Und dann das Ziel. Noch wenige Meter. Meine Uhr zeigt an, dass ich unter 03:50:00 bleiben kann. Ich gebe nochmal alles. Hole die letzten Körnchen aus dem Feuer – und: 03:49:55 PB! Ich stehe im Zielbereich, bekomme eine Medaille um den Hals und kann mein Glück nicht fassen – Tränen in meinen Augen.

Mein Fazit: Marathon ist genial, macht Spaß und ich habe Potenzial nach oben – Maybe next Year!

Hier noch die Daten von Polar: Klick!

Aktualisiert am 2. Mai 2012
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Kategorie Sportiv

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