226 km – Entspannt schwimmen, hart Radfahren und 1.000 Tode

Mein Langstreckendebüt. Endlich ist es soweit. Ich stehe im Main-Donau-Kanal in Hilpoltstein und warte auf den Startschuss. Zu meiner Verwunderung bin ich völlig entspannt. Keine Aufregung, gar nichts.

Der Startschuss fällt. Ich schwimme, mit 200 anderen Teilnehmern meiner Startgruppe los. Bei dem DATEV Challenge Roth wird in Wellen gestartet, immer 200 Athleten auf einmal. Zu meiner großen Überraschung ist das Schwimmen sehr angenehm, keine Waschküche, keine Tritte, kein Kampf um die besten Plätze. Schnell finde ich meinen Rhythmus und komme gut weg. Auf der Strecke sammele ich einige aus der Startgruppe vor mir ein, gut zu erkennen an den aufgedruckten Startzeiten auf der Badekappe. Endlich dann die erste Wendeboje, also zurück, dann nach einiger Zeit kann ich die Brücke am Ausstieg entdecken – toll, gleich geschafft. Irgendwie will diese Brücke nicht näher kommen. Mit jedem Zug bleibt, zumindest meinem Gefühl nach, der Abstand immer gleich. Irgendwann bin ich dann endlich unter der Brücke durch und schwimme um die nächste, und somit letzte Boje. Auf dem Weg zum Ausstieg dann der erste Schreckmoment – ich bekommen einen Krampf im linken Unterschenkel. Kurz schwimme ich nur noch den Armzug und strecke das Bein soweit wie möglich. Der Krampf löst sich und ich bringe die letzten Meter sicher in die erste Wechselzone. Die Helferin, die mir die Hand entgegen streckt hätte ich am liebsten umarmt.

Schnell raus aus dem Wasser, den Neo bis zur Hüfte abgestreift, den Wechselbeutel geschnappt und ins Zelt. Hier habe ich mich dann des Neos entledigt und mein Tri-Top übergestreift. Leider blieb es auf halber Strecke stecken, so dass ich einen seltsamen Tanz aufgeführt habe, um das Teil über meinen Oberkörper zu bekommen. Schnell war eine helfende Hand bei mir und hat mich aus meiner Lage befreit. Ich muss hier an dieser Stelle ein großes Lob für die Helfer in Roth aussprechen. Toll! Immer freundlich und immer mit einem Lächeln im Gesicht! You could be proud!

Fertig angezogen ging es zum Rad. Aus der Wechselzone und über den Kanal. Auf der Brücke stand meine Familie und hat mich angefeuert. Super. Ein Motivationsschub den ich gebrauchen konnte. Die Radstrecke war wirklich anspruchsvoll. Immer wieder hoch und runter. Ich habe versucht meinen Tritt zu finden, orientiert an den Wattwerten aus dem Training. Irgendwie ist es mir nicht richtig gelungen. Es ging hoch und wieder runter. Auf dem Radkurs ist mir aufgefallen, dass ich sehr viele Athleten überholen konnte sobald es bergauf ging. Auf den Abfahrten bin ich bewusst nicht volles Risiko gefahren. Die Radstrecke werde ich immer mit dem Namen Greding verbinden. Hier an der Steigung habe ich Blut und Wasser geschwitzt, gepusht durch die tausenden von Zuschauern. Das Highlight von Roth ist und bleibt der Solarer Berg. Von weitem hört man schon die Massen von Fans, die den Pfad säumen. Als Radfahrer hat man hier nur eine schmale Passage durch die Zuschauer, welche den Anstieg zum Flachstück machen. Auch jetzt, fünf Wochen nach dem Wettkampf habe ich immer noch eine Gänsehaut, wenn ich noch daran denke.

Dann die zweite Wechselzone. Kurz vor dem Balken, das den Abstieg vom Rad markiert stehen die ersten Helfer. Ich also runter vom Rad und schon ist mein Rad in den Händen eines Catchers. Auf dem Weg zum Zelt bekomme ich meinen Wechselbeutel in die Hand gedrückt. Umziehen und raus auf die Laufstrecke.

Direkt am Ausgang der Wechselzone standen meine „Fans“. Ein großartiges Gefühl. Die ersten zwei Kilometer auf der Laufstrecke habe ich versucht meine gewohnte Marathonpace von 05:30 Minuten pro Kilometer zu laufen. Schnell musste ich erkennen, dass die Temperatur und die Radperformance dies nicht zugelassen haben. Also Tempo raus nehmen und leiden. Die Strecke am Kanal entlang ist nicht sehr ansprechend, ungeschützt vor der Sonne mit einigen gemeinen Steigungen. Mein Ziel, die 42,195 km komplett zu laufen, ohne Gehpausen, konnte ich fast erreichen. Nur an den Verpflegungsstationen habe ich mir die Zeit genommen und ganz in Ruhe getrunken und nicht wie sonst: Greifen und im Lauf trinken. Mich hat es wirklich verwundert, wie viele Triathleten schon bei den ersten Kilometern gegangen sind. Irgendwann kam mir Achim, ein Bekannter aus Barsbüttel, auf der Laufstrecke entgegen und schrie meinen Namen. Ein großes Plus an Motivation. Immer in Erinnerung wird mir der Abschnitt durch ein Waldstück bleiben. Dort ging es bergab. Als ich mich umdrehte sah ich ein Schild mit dem Aufdruck 30 km…. Ein Marathon ist hart und ab Kilometer 30 wird er richtig hart…. und dann noch bergauf! Zwischen Kilometer 34 und 36 habe ich dann noch Melli, eine Triabolo, an der Laufstrecke sitzen sehen. Es tat gut ein bekanntes Gesicht zu sehen. Ich habe ihren Namen gerufen und sie hat mich so verwirrt angeschaut, dass ich das Gefühl hatte, dass sie mich nicht erkannt hat.

Nach 11:43:55 bin ich dann ins Ziel. Der Einlauf in das Stadion im Stadtpark von Roth ist unbeschreiblich, leider konnte ich zu diesem Zeitpunkt die ganze Atmosphäre nicht in mich aufnehmen.

Aktualisiert am 16. August 2015
Stichworte: , ,
Kategorie Allgemein, Sportiv